Wie erstelle ich auf ebay/ebay-kleinanzeigen eine Verkaufsanzeige für einen Laptop?

Ich repariere ab und zu ThinkPads und kaufe und verkaufe deshalb relativ viel auf ebay bzw. ebay-kleinanzeigen. Meine Erfahrungen dabei habe ich hier zusammengetragen. Sie sollen als Tipps dienen für alle diejenigen, die wenig Erfahrung mit dem Kauf/Verkauf von Laptops haben.

1. Allgemein

Steht man zum ersten Mal vor der Aufgabe eine Anzeige selber zu erstellen, so ist es immer ein gute Idee, vorhandene Anzeigen durchzulesen und sich dabei aus Sicht eines Käufers die Frage zu stellen: was ist gut, und was nicht.

Ebay stellt dem Verkäufer immer Vorlagen zur Verfügung, also Daten aus einer Anzeige eines ähnlichen Produktes. Ich kann davon nur abraten, wählen Sie immer die Option "neue Anzeige erstellen", denn es passiert nur allzu häufig, dass die Vorlage Details enthält, die Ihr Artikel gar nicht hat. Der Ärger mit dem Käufer ist dann vorprogrammiert.

2. Bilder

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Nicht umsonst empfiehlt auch ebay möglichst viele Bilder zu machen. Jedoch gilt es dabei einige Sachen zu beachten.

Ein zeitgemäßes Smartphone macht heutzutage Bilder, die für so eine Anzeige qualitativ gut genug sind. Jedoch werden diese Bilder beim Übertragen zu ebay eingedampft und enthalten in der Anzeige viele Details nicht mehr, die auf dem Original noch gut zu erkennen sind. Deshalb der Tipp, von Details möglichst Nahaufnahmen zu machen, damit diese auch noch in der Anzeige sichtbar sind.

Ein weiteres Problem ist die Ausleuchtung. Während das menschliche Auge in der Lage ist, sich blitzschnell bei verschieden hellen Flächen sich anzupassen, tut eine Kamera das nicht. Hier muss man darauf achten, dass der meist dunkle Laptop hinreichend hell erscheint und nicht in der Dunkelheit absäuft. Meiden Sie zu hohe Kontraste, also z.B. dunkler Laptop auf weisser Decke oder auch dunkler Laptop mit hellem Display.

Achten Sie auch auf das Motiv: ein Laptop frontal von vorne ohne jeglichen Kontext wirkt langweilig. Die gleiche Aufnahme von schräg oben und mit einer Blume neben dem Laptop wirkt schon deutlich ansprechender.

Manchmal sind optische Mängel schwierig zu fotografieren, z.B. die berüchtigten Tastenabdrücke bei ThinkPads. Experimentieren sie etwas mit schrägem Lichteinfall oder auch mit Gegenlicht.

3. Text

3.1. Technische Daten

Was den meist gut informierten Käufer interessiert, sind diejenigen Daten, in denen sich die einzelnen Laptops eines Modells unterscheiden. Z.B. Display (Auflösung, TN oder IPS), wieviel RAM, was für eine Festplatte, usw. Was einen Käufer hingegen nur ärgert, wenn er sich diese paar Daten aus einer schier endlosen Liste aller technische Daten heraussuchen muß. Alles, was die Laptops eines bestimmten Modells gemeinsam haben, einfach weglassen und bestenfalls einen Link angeben, wo der Leser eine vollständige Liste findet.

Für viele professionelle Markenlaptops gibt es immer eine offizielle "Platform Specifications". In diesem Dokument ist genau angegeben, was optional ist, und was serienmäßig ist. Der Käufer geht davon aus, dass alles, was serienmäßig ist, auch tatsächlich enthalten ist, auch wenn Sie es nicht explizit angeben. Z.B. sind in den ThinkPad s-Modellen (T440s, T450s, usw) immer beide Akkus verbaut. Sollte der interne fehlen, so sollten Sie das erwähnen. In Fällen wo etwas optional ist (z.B. die Kamera) sollten sie ein Fehlen trotzdem erwähnen, da sie nur in wenigen Ausnahmen nicht verbaut wurde und der Käufer die Kamera erwartet.

3.2. Nicht-technische Daten

Zwingend notwendig ist die Angabe, falls es ich um ein Rauchergerät handelt. Egal wie gut man es säubert, ein Nichtraucher wird es immer als Rauchergerät indentifizieren.

Ebenso wichtig ist die Angabe, wenn es aus einem Haushalt mit Tieren kommt. Für einen Allergiker kann das im Extremfall lebensgefährlich werden.

Machen Sie Angaben zum optischen Zustand. Bleiben Sie aber dabei nüchtern. Begriffe wie "Super Zustand" oder "TOP" sind nicht wirklich hilfreich, da sie keinerlei Aussagekraft haben. Versuchen Sie optische Mängel und Gebrauchsspuren möglichst genau zu beschreiben. Z.B. sind Ecken und Kanten abgerieben? Gibt es grobe Kratzer? Hat das Display Tastenabdrücke oder helle Flecken?

4. Otto Normalverbraucher oder Bastler?

Auf ebay/-kleinanzeigen gibt es zwei Arten von Käufern: Otto Normalverbraucher, der ganz einfach einen funktionierenden Laptop sucht, der kein Interesse daran hat fehlende Festplatten nachzurüsten und der auch kein Windows installieren möchte. Daneben gibt es die Bastler in unterschiedlicher Ausprägung, also angefangen vom Käufer, der durchaus auf- und nachrüsten kann bis hin zum Profi, der defekte Geräte aufkauft, ausschlachtet oder repariert und ggf. weiterverkauft. Otto Normalverbraucher akzeptiert zwar kleinere Mängel wie z.B. einen Riß im Palmrest, er wird aber ganz sicher keine gröberen optischen Mängel akzeptieren, wie z.B. eine abgerissene Ecke am Displaydeckel. Je nachdem welchen Käuferkreis man ansprechen will, muss man bestimmte Details berücksichtigen.

Will man ein Gerät mit gröberen optischen oder gar technischen Mängeln verkaufen, ist man gut beraten im Titel eines der Wörter wie defekt, teildefekt oder Bastler anzugeben. Da Bastler immer nach diesen Schlüsselwörtern suchen, und nur im Titel gesucht werden kann, stellt man so sicher, dass die Bastler die Anzeige auch finden. Umgekehrt erleichtert man Otto Normalverbraucher die Suche, da er nicht erst die ganze Anzeige durchlesen muss, um festzustellen, dass es sich hier um Gerät mit Mängeln handelt.

5. Der Preis

Hier tun sich viele Verkäufer schwer. Immer wieder sieht man Anzeigen, bei denen man sich frägt, ob der Artikel vergoldet ist. Generell gilt: wirkliche Schnäppchen eines gängigen Produktes sind häufig nach wenigen Minuten verkauft. Liegt der Preis deutlich über dem Tageswert, so werden die Artikel zu Ladenhütern und werden zum Teil monatelang angeboten. Je nachdem, wie lange man also auf einen Käufer warten möchte, sollte man den Preis entsprechend gestalten.

Wie findet man den aktuellen Tageswert? Ich mache das immer so, dass ich auf ebay nach dem Artikel suche, den Filter auf Auktionen setze und dann links, ganz unten "Verkaufte Artikel" anwähle. Natürlich muss man auf eine möglichst gleiche Austattung achten, da die Austattung häufig einen Großteil des Preises ausmacht.

Ob man einen Festpreis oder eine Verhandlungsbasis angibt, sei dem persönlichen Geschmack des Verkäufers überlassen. Bei einem Festpreis sollte man sich jedoch sehr sicher über den aktuellen Tageswert sein und dieser hat nichts, aber auch gar nichts mit dem ehemaligen Neupreis zu tun. Selbst neue Artikel (OVP versieglt) wechseln teilweise zu 50% des aktuellen Neupreises den Besitzer. Der aktuelle Tageswert spiegelt ausschliesslich das wieder, was der durchschnittliche Käufer heute bereit ist für den Artikel auszugeben.

6. Versand und Verpackung

Wenn Sie Versand ausschliessen möchten, dann schreiben Sie das am Besten in den Titel, denn für die überwiegende Mehrheit aller Interessenten ist dieser Artikel damit ausgeschlossen. Die Rechnung ist ganz einfach: ein durchschnittliches Einzugsgebiet hat maximal 4 Millionen Einwohner, während ganz Deutschland 80 Millionen Einwohner hat. Sie schränken also den möglichen Käuferkreis auf 5% ein.

Bei der Verpackung habe ich Sachen gesehen, die jeder Beschreibung spotten. Es gibt offensichtlich Verkäufer, die sich keinerlei Gedanken darüber machen, wie wichtig ein gute Verpackung ist. Am besten ist immer eine OVP, die man in einen weiteren Karton packt. Falls nicht mehr vorhanden, kann man spezielle Laptop Kartons kaufen. In diesen wird der Laptop so verpackt, dass über dem Display freier Raum ist, damit kein Druck auf das Display ausgeübt werden kann. Wenn für Sie das alles zu aufwendig ist, dann legen Sie wenigstens ein Blatt Papier zwischen Display und Tastatur und polstern Sie das ganze mit viel Luftkammerfolie. Einfache Merkregel: wenn man den geschlossenen Karton stark hin- und her schüttelt, darf sich innen nichts bewegen. Und legen Sie das Netzteil auf eine Seite des Laptops und nicht direkt auf den Deckel!

Viele Käufer haben eine ganz falsche Vorstellung davon, wer das Transportrisiko trägt. Im Falle eines Kaufes bei einem Händler trägt der Händler die gesamte Verantwortung. Er muss sicherstellen, dass der Artikel unbeschädigt beim Käufer ankommt. Bei einem Privatverkauf ist es jedoch genau umgekehrt. Hier hat der Gesetzgeber festgelegt, dass der Käufer die gesamte Verantwortung trägt, und zwar wie es im schönsten Juristendeutsch heißt: der Käufer trägt das Riskio der zufälligen Verschlechterung oder des zufälligen Untergangs. Aus diesem Grund sollte der Käufer ein besonderes Interesse an einer guten Verpackung haben und immer auf versicherten Versand bestehen.

Der Transportdienstleister hat auch eine Verantwortung. Sollte ein versichertes Paket während des Transportes beschädigt werden oder verloren gehen, haftet dafür das Transportunternehmen. Einen entsprechenden Antrag muss jedoch immer der Verkäufer stellen, da er der Vertragspartner ist. Da der Verkäufer aber in diesem Falle kein besonderes Interesse daran hat, sollten Sie sich mit ihm gut stellen und keinesfalls anfangen darüber zu streiten.

7. PayPal mit oder ohne Käuferschutz

Eine der Fragen, die immer wieder stark polarisiert. Öfters wird vom Verkäufer ein fehlender Verkäuferschutz als Argument dafür angeführt, den Käuferschutz nicht zu akzeptieren. Meine ganz persönlich Meinung: ich habe früher immer mit PayPal für Freunde bezahlt. Bis ich zwei Mal kurz hintereinander an Betrüger geraten bin, die nach Bezahlung nie wieder etwas von sich hören liessen. Eine Strafanzeige blieb wirkungslos, da ein Staatsanwalt anders zu tun hat, als sich um solche Bagatellen zu kümmern. Das wissen die Betrüger ganz genau und nutzen das aus. Seither zahle ich ausschliesslich mit Käuferschutz. Das hat mich auch schon oftmals gerettet. Z.B. bei abgebildeten Originalnetzteilen und gelieferten Fremdnetzteilen. Oder bei beklebten Tastaturen, die als Original beschrieben waren. Leider gibt es eine recht hohe Anzahl von solch kleinen Betrügereien da sie nur ein geringes Maß an krimineller Energie bedürfen, und genau davor schützt einen der Käuferschutz.

Ich kaufe nicht nur recht viel auf ebay-kleinanazeigen, sondern ich verkaufe auch recht viel. Ich selber bin dabei nie betrogen worden und kenne auch niemanden, dem dies passiert ist. Sicher kann man Fälle konstruieren, bei denen der Käufer betrügt und der Verkäufer gegenüber PayPal den Kürzeren zieht, aber das sind Fälle die ein hohes Maß an krimineller Energie auf seiten des Käufers voraussetzen und deshalb glücklicherweise sehr selten sind. Ich habe auf jeden Fall nie das Bedürfnis nach einem Verkäuferschutz gehabt.

Aus all diesen Gründen halte ich das aktuelle System von PayPal durchaus für sinnvoll und gerecht. Wenn ein Verkäufer pauschal den Käuferschutz ablehnt, erscheint mir das immer verdächtig. Ich rate jedem, ganz besonders bei Computerware, nur mit Käuferschutz zu zahlen und bei Schnäppchen, sollte man größte Vorsicht walten lassen!

Noch ein Tipp für den Verkäufer: wenn man PayPal mit Käuferschutz akzeptiert, sollte man nur versicherten Versand anbieten, da man im Falle eines Falles, nur so gegenüber PayPal nachweisen kann, dass man den Artikel auch tatsächlich verschickt hat.

8. Garantie und Gewährleistung

Garantie ist eine freiwillige Leistung und kommt in der Praxis nur bei Firmen vor. Gewährleistung ist hingegen gesetzlich geregelt, und gilt auch für einen Privatverkauf. Ich persönlich empfinde es als ungerecht, wenn man einen gebrauchten, aber durchaus teuren Artikel kauft, und der Verkäufer jegliche Verantwortung von sich weist. Ich selber räume dem Käufer immer ein paar Wochen Gewährleistung ein, und bin damit auch immer gut gefahren. Es ist verständlich, dass man als Privatverkäufer nicht noch nach einem Jahr für ev. Schäden aufkommen möchte, aber man hat als Verkäufer eben auch doch eine minimale Verantwortung, der man sich nicht entziehen sollte.

Juristisch sieht das so aus, dass man durchaus mit einer Klausel die Gewährleistung ausschliessen darf, jedoch muss dieses den Charackter eines Einzelfalles haben. Wird ein Richter herausfinden, dass der Verkäufer schon mehrere Artikel verkauft hat, und jedes Mal mit der gleichen Klausel die Gewährleistung ausgeschlossen hat, so wird er die Klausel kassieren und für ungültig erklären, da er dies als Versuch wertet, das Gesetz auszuhebeln.

9. Anzeige ist erstellt, was nun?

Wenn Sie Ihre Anzeige erstellt und veröffentlicht haben, dann prüfen Sie bitte die Anzeige. Sind Fotos verdreht? Stimmt die Helligkeit der Fotos? Ist der Preis korrekt? Haben Sie all die Punkte 1. - 8. berücksichtigt?

Insbesondere bei hochpreisigen Artikeln werden Sie kurz nach Veröffentlichung der Anzeige auf ebay-kleinanzeigen eine Reihe von Anfragen bekommen, die folgendes gemein haben: der Account des Käufers ist ganz neu und der Käufer versucht Sie auf Mail oder WhatsApp umzuleiten. Diese sollten Sie blockieren und bei ebay melden.

Bitte beachten Sie die Grundregeln, die für jede Art von elektronischer Kommunikation gilt: da bestimmte Hemmschranken, die bei einer direkten Kommunikation immer vorhanden sind, hier fehlen, läßt man sich unbewusst zu einer deutlich direkteren Ausdrucksweise verleiten. Tun Sie das bitte nicht! Bleiben Sie immer höflich, ganz egal, wie dämlich sich eine Anfrage auch anhört.

 

Edmund Mergl
e.mergl@bawue.de
Erstellung: 01. Juni 2020
letzte Änderung: 01. Juni 2020